Ich liebe meine Trainings, das tue ich wirklich. Ich liebe es zu kreieren, neue Bewegungen und Kombinationen zu lernen und einfach an der Stange zu fliegen. Aber ich trainiere meistens allein, da ich niemanden um mich herum habe, der zur gleichen Zeit wie ich ins Studio kommen kann. Woher soll ich so jedoch wissen, was ich falsch mache, wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass ich es wirklich tue? Wie kann ich wissen, dass es schön aussieht? Ganz einfach: Ich filme mich selbst. Weitere Gründe warum auch du damit anfangen solltest, findest du unten.
Sei dein_e eigene_r Trainer_in
Wenn ich unterrichte, analysiere ich so ziemlich alle Bewegungen, die meine Schüler_innen machen. Ich prüfe, ob sie ihre Muskeln richtig einsetzen, ob sie ihre Kontaktpunkte richtig platzieren, ob sie die richtige Spannung in ihrem Körper haben. Dies selbst zu spüren ist meistens nicht so einfach, deshalb gehen wir ja in den Unterricht. Wenn ich also für mich selber etwas Neues lerne und übe (bei dem ich nicht gespottet werden muss), filme ich mich dabei. Auf diese Weise kann ich meine Bewegungen auf die gleiche Weise analysieren, wie ich es tun würde, wenn ich jemand anderem zuschaue. Durch mehrmaliges filmen kann ich zudem auch erkennen, ob ich mit in die richtige Richtung bewege und meine Erkenntnisse auch wirklich richtig umsetze.
Sehen, wie etwas wirklich wirkt
Beim Erstellen einer Routine/Choreo verliere ich mich manchmal in der Musik. Ich bewege mich so, wie es meiner Meinung nach zu den Beats passt und denke „DAS IST PERFEKT!”. Dann filme ich es, schaue es mir an und stelle fest, dass meine Bewegungen viel zu klein waren! Es ist ein Unterschied, ob man nur für sich selbst tanzt und den Augenblick genießt oder ob man ein Stück kreiert, das man dem Publikum zeigen möchte. Wenn du dich selbst dabei beobachtest, kannst du dich durch die Augen des Publikums sehen und entscheiden, was du auf der Bühne sehen möchtest. Das wird deine Darbietung um so viel besser machen, insbesondere wenn du nicht die Hilfe einer anderen Person hast, die dir ihre Meinung sagt. Außerdem sind wir immer unsere schlimmsten Kritiker.
Den eigenen Stil finden
Wir neigen oft dazu, an Dingen zu arbeiten, die wir bei anderen Leuten gesehen haben – und das ist großartig. Instagram und Facebook machten diese Art der Bewegungsforschung sehr einfach und bieten eine Menge Inspiration. Aber gibt es einen Weg, seine eigene Art von Bewegungen zu finden? Josh Taylor gab mir einmal den besten Tipp, um meine Einzigartigkeit zu verbessern (nicht, dass ich mich selbst als einzigartig bezeichnen würde, aber ich versuche es zumindest!). Früher habe ich einfach Combos und Tanzbewegungen zusammengesteckt, die ich von anderen Pole Dancer_innen aus der ganzen Welt gelernt habe, aber nie versucht, meinen eigenen Weg zu finden. Also gab er mir die Aufgabe, mich während einer Choreo zu filmen. Noch nichts Besonderes. Aber die eigentliche Aufgabe bestand darin, mit Bewegungen zu experimentieren, Wege und Übergänge zu finden, die ich noch nie zuvor gemacht habe. Dorthin zu folgen, wohin mein Körper gezogen wird. Seien wir ehrlich, 85% des Materials ist gescheitert, ABER ich habe Bewegungen entdeckt, die ich noch nie bei jemanden auf genau diese Weise beobachtet habe. Und weil ich sie gefilmt habe, konnte ich sie mir noch einmal ansehen, da ich die meiste Zeit keine Ahnung hatte, was zum Teufel ich da tue und sie wiederholen.
Andere inspirieren!
Indem du dich selbst filmst, kannst du andere Stangentänzer_innen auf der ganzen Welt inspirieren! Wir können von jedem lernen. Auch wenn du selbst denkst, dass es niemanden interessiert, was du tust, gibt es vielleicht eine_n Pole Monkey da draußen, der deiner Reise gerne folgen würde. Soziale Medien sind ein großartiges Instrument, um uns alle über Grenzen hinweg zu verbinden. Natürlich sieht ein toller Trick auf einem Bild gut aus, aber wie wäre es, wenn du zeigen könnten, wie du reingekommen oder wie du rausgekommen bist? Falls du dich übrigens entschließt, nur einen Moment zu teilen, ist ein Screenshot auch eine gute Option, um nicht mit einem Timer zu kämpfen.
Und etwas ganz wichtiges noch zum Schluss: Sich selbst filmen, sollte nicht zum Muss werden, insbesondere nicht für andere! Filme dich, weil du selbst Freude daran hast und damit arbeiten und lernen willst. Wenn du es mit der Welt teilen magst, dann tue es des Teilens willen und nicht aus Druck heraus. Nobody is perfect und die Realität muss auch nicht immer perfekt sein, es geht vielmehr um den Prozess und deinen ganz eigenen, persönlichen Weg – also no pressure for perfection!